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Identifikation
1.1
Objektdaten
Objekt:
Kerzenleuchter / Tisch- bzw. Altarleuchter
Material/Technik:
Korpus: Nadelholz, gedrechselt / geschnitzt, Polimentvergoldung
Tropfblech: Eisenblech, Farbfassung creme-weiss
Kerzenhülse: Zinnblech
Datierung:
Barock, vmtl. 18. Jahrhundert
Herkunft/Künstler:
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Maße:
Höhe max. (mit Tropfblech, ohne Kerzenhülse): 545-550 mm
Höhe (ohne Tropfblech): 535-540 mm
Kerzenteller Ø: 150 mm, Breite Sockel max.: 215 mm
Eigentümer:
Privatbesitz
1.2
Beschreibung / Material und Herstellungstechnik
Die Basis des vorliegenden Kerzenleuchters bildet ein dreiseitiger, an Kanten und Flächen
geschweifter, sich nach oben hin verjüngender Sockel auf drei Klauenfüßen. Dieser ist mit
üppigem, plastisch ausgearbeitetem Akanthusblattornament verziert und wird am oberen Ende
durch ein umlaufendes, einfach profiliertes, geschweiftes Gesims abgesetzt. An die Sockelzone
schließt nach oben ein dreifach eingeschnürter, balusterförmiger Schaft mit Akanthusblatt- und
Rocailleornament an. Der obere Abschluss des Leuchters besteht aus einem auf der Unterseite
leicht geschweiften, flachrunden Kerzenteller mit einfach profiliertem Rand. Auf diesem sitzt ein
dünnwandiges, flachrundes Tropfblech mit schmalem Wellrand und mittiger Kerzenhülse
(Kerzendorn).
Der Leuchterkorpus ist aus Nadelholz gefertigt. Er setzt sich aus 3 Einzelteilen zusammen, Sockel,
Schaft, und Kerzenteller, die jeweils über Zapfen verbunden bzw. ineinander gesteckt und verleimt
sind. Die differenzierte Formgebung und ornamentale Gestaltung des Sockels erfolgte durch
Schnitzen. Die Grundform von Schaft und Kerzenteller wurde jeweils gedrechselt, Formdetails und
Ornamente anschließend geschnitzt.
Der Sockel besteht aus mehreren stumpf verleimten Einzelhölzern mit senkrechtem Faserverlauf.
An ein schmales Brett wurden beidseitig zwei kürzere Bretter schräg angesetzt, so dass eine
dreischenklige Y-Grundform entsteht. Jeweils 2 miteinander stumpf verleimte, zusätzliche
Holzklötzchen zwischen den Schenkeln stabilisieren die Grundform und bilden die 3 Sichtseiten.
Am oberen Sockelende befindet sich mittig ein Zapfenloch; ein mittiges Bohrloch auf der
Sockelunterseite diente vmtl. zur Fixierung des Sockels während der Holzbearbeitung.
Der Schaft besteht aus zwei stumpf verleimten, etwa gleich starken Längshölzern, die am unteren
und oberen Ende jeweils in Form eines schmaleren Zapfens auslaufen. Im oberen Zapfen befindet
sich ein Bohrloch. Wahrscheinlich wurde der Zapfen im Laufe der Zeit einmal von oben durch das
Bohrloch im Kerzenteller (s. u.) angebohrt, evtl. um einen Kerzendorn zu befestigen.
Der Kerzenteller besitzt eine durchgehende, mittige Bohrung, die nach unten hin das Zapfenloch
für den Schaft bildet. Sie nimmt im oberen Drittel mit geringfügig breiterem Durchmesser die
metallene Kerzenhülse auf. Diese besteht aus einem gerollten, an den Stoßenden überlappend
verlöteten ~ 1 mm starken Zinnblechstreifen. Die Kerzenhülse ist in das Bohrloch des hölzernen
Kerzentellers nur lose eingesteckt. Das aus einem kreisförmigen, dünnen Eisenblech (~ 0,6 mm)
hergestellte Tropfblech ist mit einer mittigen, runden Ausarbeitung für die Kerzenhülse versehen.
Durch den sich verkleinernden Kreisumfang beim gleichmäßigen „Umlegen“ des Blechrandes, z. B.
mit einem Hammer, ergibt sich die dekorative Wellenform quasi zwangsläufig aus dem
Materialüberschuss. Das Tropfblech ist mit 4 Eisennägeln am hölzernen Kerzenteller befestigt.
Der hölzerne Leuchterkorpus ist vergoldet (Kreidegrundierung mit Polimentvergoldung auf gelbem
und rotem Poliment), wobei zur Erhöhung der Plastizität ornamentale, erhabene Partien in
Glanzgold, tieferliegende Flächen in Mattgold ausgeführt sind. Das metallene Tropfblech ist
vollflächig farbig gefasst (deckendes creme-weiss mit darüber liegender rosa-ocker Lasur);
vermutlich wurde eine Öl-Tempera verwendet.