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Restaurierungskonzept
Der Korpus des Leuchters weist erhebliche mechanische Schäden auf. Durch die vollständig
geöffnete Leimfuge am Sockel ist die Stabilität der Standbasis so stark beeinträchtigt, dass eine
zuverlässige sichere Statik nicht mehr gewährleistet ist. Zudem haben sich die ehemals verleimten
Zapfenverbindungen zwischen den Einzelteilen Sockel, Schaft und Kerzenteller gelöst. Die
erhaltene originale Goldfassung haftet außerdem größtenteils nicht mehr ausreichend am
Holzträger. Damit ist eine gefahrlose weitere Benutzung und Aufstellung des Leuchters unmöglich,
sondern führt lediglich zu einer weiteren, rasch voranschreitenden substanziellen Schädigung und
damit zum unweigerlichen Verlust an Originalsubstanz.
Werden unverleimte Einzelteile und offene Fugen lange Zeit nicht wieder zusammengefügt, kann
die zukünftige passgenaue Neuverleimung zunehmend erschwert bis unmöglich gemacht werden,
da die noch dazu aus mehreren Einzelhölzern zusammengesetzten, hölzernen Einzelteile bei
Luftfeuchteschwankungen unabhängig voneinander arbeiten und sich so unterschiedlich stark in
verschiedene Raumrichtungen verziehen können, wodurch die einstige Passgenauigkeit von
Fügeflächen und Steckfugen leidet.
Die originale Polimentvergoldung ist durch das Arbeiten des Holzträgers und infolge eines
regelmäßigen, langjährigen Gebrauchs des Leuchters mittlerweile stark reduziert. Die Oberfläche
zeigt insbesondere im Bereich des Sockels zahlreiche kleine bis mittelgroße Fassungsfehlstellen.
Partien mit noch vorhandener, originaler Polimentvergoldung sind in großem Umfang bis auf die
Polimentschicht bzw. den Kreidegrund durchgerieben. Durch viele kleinere bis mittelgroße
Fehlstellen im Holzträger ist noch dazu die optische Vollständigkeit des Leuchters erheblich
beeinträchtigt. Die im Gegensatz zur originalen Schnitzerei verhältnismäßig grob und stark
vereinfacht ausgeführten alten Holzergänzungen wirken im filigranen Ornamentbild störend. Durch
die abschließende Übergrundierung und Retusche mit oranger Farbe, die vom Poliment- und
Goldton stark abweicht, werden die so behandelten Ergänzungen mit angrenzenden
Fassungsfehlstellen zudem noch unschön betont. Die ursprüngliche Goldfassung bleibt in diesen
Bereichen auch nach Abnahme der Kittungen bzw. Retuschen verloren.
Die spätere Fixierung angesetzter Einzelhölzer des Sockels auf allen drei Sichtseiten mit
Eisennägeln, deren rostige Nagelköpfe zudem aus der Fassungsebene hervorragen, wertet die
ehemals aufwendig gearbeiteten, filigranen Ornamentschnitzereien ebenfalls erheblich ab.
Durch die großflächige Übermalung der erhaltenen Polimentvergoldung mit Goldbronze wirkt die
Oberfläche dunkel, matt und ungepflegt fleckig. Da Goldbronze im Gegensatz zu echtem Blattgold
einen völlig anderen Metallglanz aufweist, erscheint die einst vergoldete Oberfläche jetzt unedel
und wertlos.
Durch die frühere, in Matt- und Glanzgold ausgeführte Polimentvergoldung des Leuchters, die sich
durch den Kontrast von zartem Schmelz (Mattgold) und tiefem, durch Polieren mit dem Achat
erzielten Goldglanz auszeichnet, kam im Urzustand die kontrastive, extrem plastische Wirkung des
Blattornamentes zur vollen Geltung. Diese für die Polimentvergoldung so charakteristische und
unverwechselbare Erscheinung ist im jetzigen Erhaltungszustand des Leuchters nicht mehr
erlebbar.
Als vorrangiges Ziel der Konservierung- und Restaurierung soll deshalb zunächst die verloren
gegangene Statik des Leuchtersockels wiederhergestellt werden. Um einen weiteren Verlust
originaler Substanz zu verhindern, müssen an erster Stelle die erhaltenen, gelockerten
Fassungsreste der Polimentvergoldung gefestigt werden. Gleichzeitig und / oder im Anschluss
daran kann eine sorgfältige behutsame Oberflächenreinigung der Fassung erfolgen.
Danach können die gelösten Einzelteile des Sockels wiederverleimt werden. Die 2 zur Fixierung
durch das Sockel-Einzelteil(2) geschlagenen Eisennägel müssen, sofern sie die Passgenauigkeit
der Fugenflächen beeinträchtigen und nicht unentfernbar im Holz eingerostet sind, vor der
Neuverleimung entfernt werden. Um ein seitliches Verdrehen der Fügeflächen während des
Zusammenpressens zu vermeiden, könnten die Flächen zusätzlich über mindestens 2
korrosionsstabile Stifte aus rostfreiem Edelstahl fixiert werden.
Eine passgenaue, möglichst vollflächige Neuverleimung sowie auch ein sorgfältiges Ausspänen
nach der Verleimung verbleibender Fugenspalte und Fehlstellen an den Fugenrändern,
insbesondere auch an der Sockelunterseite, ist besonders wichtig, um erneutes Einwirken von
Luftfeuchtigkeit auf die Fugenränder und damit ein rasches erneutes Aufgehen der wieder
verleimten Fugen zu verhindern.