Durch mechan. Einwirkung sowie Ausdehnung / Schrumpfung des
Träger-materials (u. a. Holz, Leinwand) bei Klimaschwankungen können
sich Fassungs- bzw. Malschichten vom Untergrund lösen und verloren
gehen. Auch größere Partien des Trägers, wie z. B. Gliedmaßen einer
Skulptur, können beschädigt sein oder fehlen.
Umfangreiche Fehlstellen stören das Erscheinungsbild von Objekten oft
erheblich. Bei Gemälden z. B. kann eine Vielzahl von Fehlstellen die
Darstellung so unterbrechen, dass kein zusammenhängendes Motiv mehr
erkannt wird. Fehlen z. B. mehrere Finger bei einer Heiligenfigur, kann sie
ihre Botschaft, den Segensgestus, nicht mehr vermitteln. Die
verständliche Aussage, die sog. “Lesbarkeit” des Objekts, ist dann nicht
mehr gegeben.
Fehlstellen werden deshalb mit geeignetem Kittmaterial passgenau und
niveaugleich zur Umgebung gefüllt, größere fehlende Teile mit formbaren
Kitt- oder Gußmassen nachmodelliert bzw. plastisch ergänzt. Entschei-
dend für die Qualität der Kittung / Ergänzung ist die Strukturierung, d. h.
die möglichst genaue Imitation der umgebenden Oberflächenstruktur.
Schlechte Kittungen kann auch eine perfekte Retusche nicht verbergen.
Gemälderahmen (schwarz mit vergoldeter Zierleiste): Unpassende alte Ergänzung eines verloren gegangenen Zierleisten-stücks
(links oben). Passende Ergänzung mit Gußmasse auf Gipsbasis nach vorheriger Silikonabformung (rechts oben). Zierleis-te nach
Vergoldung / Retusche der Ergänzung (rechts unten). Gesamtansicht des Rahmens nach der Restaurierung (links unten).
Gipsbüste 19. Jh.: Ergänzung großer Fehlstellen im Bereich der Ohren. Vorzustand (links oben/unten) und Endzustand nach
abgeschlossener Neumodellierung mit einer formbaren Cellulose-Ergänzungsmasse / Retusche.
Kruzifix: Ergänzung der fehlenden Arme der Christusfigur mit Cellulose-Ergänzungsmasse auf einer Drahtverstärkung (rechts
oben) und Figur nach Ergänzung / Retusche. Vorzustand der Figur ohne Arme, mit rotbrauner Übermalung (links unten). Holzer-
gänzung des fehlenden Kreuzquerbalkens in Nadelholz (links oben).
Tisch (Eiche, lackiert): Durch Holzwurmbefall geschädigte Platte (links oben). Kittung einer Fehlstelle mit Epoxidharz-Kitt (rechts
oben). Fehlstelle nach Abschluß der Retusche (rechts unten). Tisch nach der Restaurierung (links unten).
Madonna (Holzfigur, gefasst): Vorzustand der Figur mit zahlreichen Fassungsfehlstellen bis auf den Holzträger (mitte). Kittung der
Fehlstellen mit Kreide-Leim-Kitt (links). Endzustand der Figur nach Abschluss der Kittung und Retusche (rechts).
Kittung
Gemälde 19. Jh. (Öl auf Karton): Man beachte besonders die zur originalen Umgebung passende strukturierte Kittung im
Streiflicht (oben).
Detailansicht des Gemäldes mit zahlreichen Kittungen (links) und nach Abschluss der Retusche (rechts).