Gemälde Landschaft, 19. Jh. (Öl auf Ppier): Fehlen große Partien in der Malschicht eines Gemäldes, können erforderliche
Retuschen einen beträchtlichen Umfang annehmen (Rekonstruktion). Vorzustand des Gemäldes mit großen Fehlstellen / Rissen
des Bildträgers und der Malschicht (oben) sowie nach Ergänzung des Bildträgers und Retusche (unten).
Barock-Ornament (Polimentvergoldung) / Goldretusche an einem in Balsaholz ergänzten Ranken-Endstück: Zur Imitation von
vergoldeten Oberflächen ist die “vibrierende” Farbwirkung der Strichretusche besonders gut geeignet.
Eine Retusche ist z. B. erforderlich, um Kittungen / Ergänzungen fehlender
Teile an einem Objekt farblich passend zur originalen Umgebung zu
integrieren oder aber nicht entfernbare, störende Verfärbungen,
oberflächliche Abriebstellen o. ä. am Objekt “unsichtbar” zu machen.
Durch Alterungsprozesse (Ausbleichen, Nachdunkeln, Gilben) können sich
Retuschen im Lauf der Zeit stark verändern, so dass sie farblich nicht mehr
zur Umgebung passen. Um erneute Restaurierungsmaßnahmen zur
Entfernung / Erneuerung solch gealterter Retuschen möglichst lange zu
vermeiden, sollten nur licht- und alterungsbeständige
Retuschiermaterialien verwendet werden, die zudem reversibel, d. h.
substanzschonend wieder entfernbar sind (u. a. Aquarell-, Gouache-,
(Kunst-)Harzfarben).
Bei der sog. “Strichretusche” wird der zu imitierende Farbton schrittweise,
durch Auftrag nebeneinander liegender Striche erzielt. Durch additive
Farbmischung der Strichfarben im Auge des Betrachters entstehen
“vibrierende” Farbflächen, die sich besonders in gealterte und auch
vergoldete Oberflächen sehr homogen einfügen. Durch den strichelnden
Farbauftrag kann außerdem die benötigte Farbmenge und damit der durch
Alterung stark veränderliche Bindemittelanteil in der Retusche möglichst
gering gehalten werden.
Gefasste Holzskulptur “Madonna”, gotisch, 14. Jh.: Vorzustand der Skulptur mit Oberflächenverschmutzung / großflächigen alten
Retuschen und Übermalungen (links oben). Detail / Kopf: Zwischenzustand nach Reinigung und Entfernung der Retuschen bzw.
Übermalungen (mitte oben). Ausspänung mit Balsaholz und Kittung von Längsrissen im Holzträger (rechts oben). Figur nach
Abschluss der Retusche / Restaurierung (rechts unten). Detail der durch “Strichretusche” geschlossenen Kittung (rechts unten).
Haidenbucher-Epitaph 16. Jh. (bemalte Holztafel), Kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist: Detail / Gesicht und Oberkörper Jesu:
Zwischenzustand nach Festigung der großflächig schollenartig aufstehenden, gelockerten Malschicht / Reinigung. Verfärbte alte
Retuschen sind als dunkelgraue Flecken erkennbar. Rechte Bildhälfte noch ungereinigt (links oben). Jesus nach erfolgter Re-
tusche in Strichtechnik (rechts oben). Detail / Lendentuch: Vorzustand (links unten) und Endzustand nach der Retusche (rechts
unten).
Retusche
Gemälde (Öl auf Leinwand), Darstellung der Hl. Familie / Josef als Zimmerer mit Maria und Jesus, Mittelteil einer textilen
historischen Fahne “Verein der Zimmerleute 1857”: Vorzustand des Gemäldes mit großflächigen Malschicht- und Grundie-
rungsabplatzungen bis auf die Leinwand (links oben), Endzustand nach abgeschlossener Restaurierung (rechts oben).
Zwischenzustand nach Kittung der Fehlstellen mit Kreide-Leim-Kitt (links unten). Detailansicht der in großen Teilen zerstörten
Gesichter von Maria und Josef, jeweils im Vorzustand sowie nach Kittung und Retusche / Rekonstruktion (rechts unten) .